Angebiedert

Jan Bosschaart über falsche Lehren aus dem amerikanischen Wahlkampf

Dass Politiker gern Barack Obamas furiosen Wahlkampf kopieren, dessen Strategien aber nicht auf Deutschland übertragbar sind, ohne dass man sich lächerlich macht, lernte schon SPD-Generalsekretär Hubertus Heil. Als er einen vollen Saal mit Parteimitgliedern zu „Yes we can!“-Rufen aufforderte, kam keine Antwort. Potsdams SPD-Vorsitzender Mike Schubert versucht es nun im Internet und hat auf seiner Website die „M-Community“ gegründet. M wie Mike. Dort rührt er alle Internetseiten zusammen, die im Verdacht stehen, irgendwie – der Leser verzeihe die Begriffswahl – in, hip, cool oder hype zu sein, er twittert und facebookt, flickert und youtubet, was der HTML-Generator hergibt. Die ganze Seite schreit: „Ich will die junge Zielgruppe!“ Dabei wird die coole Community auch noch mit der Brechstange beworben: „Brandenburgs erster Onlinenetzwerker“ sei Schubert, und „ein gefragter Mann“, denn alle Welt wolle wissen, was die M-Community sei. „Was Facebook kann, kann ich nämlich schon lange“, sagt er – und übersieht, dass außer seinen Parteigängern niemand einen Grund findet, warum er nicht gleich auf die Originalseiten zugreift. Der Zielgruppe, der sich Schubert damit anbiedert, ringt er jedenfalls nur ein mildes Lächeln ab: No, he can’t.

Erschienen am 24.04.2009

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