Schießerei in der Rotunde

Tom Tykwer ließ das Guggenheim-Museum in Babelsberg nachbauen

Dass es wirklich passte, sei die größte Sensation gewesen, sagt Produktionsdesigner Uli Hanisch. Die Suche nach einem passenden Gelände hatte er schon fast aufgegeben, doch dann kam Babelsberg: Ein alter, ein „ruinöser“ Lokschuppen, wie Hanisch betont, rettete den Plan. Dieser Plan besagte, dass für Tom Tykwers neuen Film „The International“ eine wilde Schießerei in der berühmten Rotunde des New Yorker Guggenheim-Museums notwendig ist. Aus technischen, filmischen und musealen Gründen kam ein Dreh am Originalschauplatz nicht in Frage, also musste nachgebaut werden. Doch welches Gebäude hat die Ausmaße, die Rotunde im Originalmaßstab – 40 Meter Durchmesser, 15 Meter Höhe – aufzunehmen? Die Filmstadt konnte weiterhelfen.
Doch bevor das „Gug“ in Babelsberg, wo seit gestern gedreht wird, entstehen konnte, hatten die Götter den Schweiß gesetzt: Während das Original in 16 Jahren erbaut wurde, hatte das Team um Bauleiter Dirk Grahlow nur 16 Wochen Zeit. Zunächst musste der Schuppen geflickt werden – alte Schienenstränge verschwanden unter Asphalt, das Gebäude wurde gegen Wind und Regen geschützt, große Teile des Daches bedurften einer neuen Abdichtung. Zwei Wochen teure Sanierung waren das, erzählt Hanisch, der für Tom Tykwer auch schon das Set im „Parfum“ baute. Nach weiteren vier Wochen Entwicklungszeit kam dann wieder Dirk Grahlow zum Zuge: Innerhalb von nur zehn Wochen musste die Rotunde im Lokschuppen entstehen: eine umlaufende Gerüstkonstruktion mit innenliegenden Strahlträgern. 40 Leute arbeiteten fast rund um die Uhr und sechs Tage pro Woche daran, verbauten 7000 Kubikmeter Gerüst, 3000 Tonnen Stahl und acht Kilometer Kantholz.
Das Ergebnis trägt nicht nur Dutzende von Menschen, sondern erzielt die selbe „Raumwirkung“ wie das Original, wie Uli Hanisch stolz berichtet. Guggenheim-Mitarbeiter aus New York haben sich bereits angekündigt, um sich davon zu überzeugen. Sie halfen während der Konzeptions- und Bauphase kräftig mit, etwa, indem sie Hanisch die Originalbaupläne überließen. Uli Hanisch ist vollauf begeistert: „Es hat wirklich auf 50 Zentimeter genau reingepasst“, sagt er und schüttelt noch immer ungläubig den Kopf. Dem Team von Dirk Grahlow bescheinigt er „eine Riesenleistung“, doch der drückt sich bescheiden in den Hintergrund. Auch Tom Tykwer ist begeistert. Mit Hilfe von 30 Beamern sollen Video-Kunstwerke auf ebenso vielen Leinwänden die Szene beleuchten, verrät er. Hanisch, mit dem Tykwer regelmäßig zusammenarbeitet, habe sich selbst übertroffen: „Solchen Wahnsinn hat noch niemand gemacht“, sagt der Regisseur und lächelt. Dem stimmt sogar Dirk Grahlow zu: „Das war das Komplizierteste, was ich je gemacht hab.“

Erschienen am 25.09.2007

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