„Es gibt natürlich auch etwas zu verbessern“

Politik: Die nur knapp wiedergewählte CDU-Kreisvorsitzende Katherina Reiche empfindet die Potsdamer CDU nicht als gespalten

Nach einem turbulenten Parteitag mit vielen Vorwürfen gegen sie wurde Katherina Reiche am Freitagabend knapp wiedergewählt. Jan Bosschaart sprach mit ihr über ihre künftige Arbeit.

MAZ: Legt man das Wahlergebnis zugrunde, sind Sie nur noch Vorsitzende von knapp 52 Prozent Ihres Kreisverbandes – sehen Sie sich ausreichend legitimiert, ihn zu führen?
Katherina Reiche: Ja, ich bin von der Mehrheit der Anwesenden gewählt worden und werde den Kreisverband wie bisher mit vollem Engagement führen, in enger Zusammenarbeit mit den Vorsitzenden der Ortsverbände. Da auch alle Vorschläge unserer Konsensliste für Beisitzer und Stellvertreter bestätigt wurden, hatte der Parteitag am Ende doch das Zeichen der Geschlossenheit und des Aufbruchs gezeigt.

Insbesondere die Kluft zu Ihrer Fraktion scheint sehr tief zu sein – wie wollen Sie die überwinden?
Reiche: Schon im letzten Kreisvorstand waren von den fünf Fraktionsmitgliedern vier in diesem Kreisvorstand vertreten. Dort haben wir auch bisher miteinander gearbeitet. Wie auch immer: Es gibt natürlich auch etwas zu verbessern. Das christdemokratische Profil in der Stadtpolitik sollte stärker hervorgehoben werden.

Ist es nicht wichtig, dass Kreisverband und Stadtfraktion Hand in Hand, statt nebeneinander her oder gar gegeneinander agieren?
Reiche: Ihr Bild kann ich nicht nachvollziehen. Ich kann auch niemandem raten, dieses Bild in der Öffentlichkeit zu verfestigen. Mit Hans-Wilhelm Dünn, Michael Schröder und Horst Heinzel sind weiterhin drei Fraktionsmitglieder im Kreisvorstand, sie werden sich dort auch in Zukunft einbringen.

Fraktionsmitglied Peter Lehmann beklagt, sie wären in ihrer letzten Amtszeit nur einmal zu einer Fraktionssitzung erschienen.
Reiche: Ich bin präsent in Potsdam, in der Stadt und in der CDU, das wissen auch alle.

Sie haben angekündigt, um das Vertrauen jener, die sie nicht gewählt haben, zu werben. Wie wird dieses Werben aussehen?
Reiche: Ich habe ja am Freitag zehn Punkte vorgestellt, wie wir die Arbeit weiter entwickeln können. Dazu gehören Kreisverbandskonferenzen, also Kleine Parteitage zur inhaltlichen Arbeit, wir werden auch stärker in die Ortsteile gehen. Außerdem habe ich vier Stellvertreter und neun Beisitzer, die sich ebenfalls inhaltlich einbringen.

Nun hatten aber Sie angekündigt, um das Vertrauen zu werben, nicht der Vorstand …
Reiche: Der Vorstand arbeitet gemeinschaftlich und muss das Vertrauen in ihn rechtfertigen. Wie bisher, werde ich mit vollem Einsatz arbeiten. Wir werden alle intensiv arbeiten, um die Kommunalwahlen 2013 vorzubereiten. Das ist die Aufgabe dieses Kreisvorstandes.

Am Freitag wurden wiederholt die schlechten Ergebnisse bei der Kommunal- und Oberbürgermeisterwahl beklagt. Was ist das Ziel für die nächsten Wahlen 2013?
Reiche: Bei der Kommunalwahl 2008 war ich gerade seit zwei Monate im Amt. Die Partei hat gekämpft, aber wir waren mit dem Ergebnis selbstverständlich nicht zufrieden. Bei der Oberbürgermeisterwahl gab es eine besondere Situation, da haben alle auf den Amtsinhaber und den stasibelasteten Herausforderer geschaut. Bei den Wahlen zum Bundestag haben wir gezeigt, dass 20 Prozent für die CDU erreichbar sind. Das soll auch unsere Perspektive bei den Kommunalwahlen sein.

Wo sehen Sie die Ursachen für die tiefe Gespaltenheit Ihres Kreisverbandes?
Reiche: Ich teile diese Einschätzung gar nicht. Es gab am Freitag eine zweite Kandidatur für die Position des Kreisvorsitzenden, die Mitglieder hatten eine Auswahl und haben sich entschieden. Ich nehme dies als Auftrag und werde mit meinem Herausforderer Andreas Ehrl natürlich auch weiterhin gut zusammenarbeiten.

Sie sind 2008 auch mit dem Versprechen angetreten, den Kreisverband zu einen. Ist das gescheitert?
Reiche: Trotz des Kommunalwahlergebnisses sind wir in der Rathauskooperation vertreten, wir stellen nach vielen Jahren eine Beigeordnete, im Kampf gegen die Flugrouten über Potsdam haben wir uns als erste positioniert. Wir haben im Falle des Uferweges am Griebnitzsee auf die Bundesregierung eingewirkt, die Ufergrundstücke an die Stadt zu verkaufen, haben mitgeholfen, das Töpfer-Institut nach Potsdam zu holen, und sorgen immer wieder dafür, dass Forschungsmittel sowie Unesco-Welterbemittel nach Potsdam fließen. Das ist unser Erfolg für die Stadt.

Erschienen am 4. April 2011

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