Die merken auch alles!

Über den gestiegenen Anteil psychischer Krankheit bei Verrentungen

Überraschend ist der hohe Anteil psychischer Krankheiten an Frühverrentungen nicht: Selbst wer das seltene Glück eines ruhigen, gut bezahlten Jobs ohne Überstunden hat, weiß um die Realitäten auf dem Arbeitsmarkt: Es werden, wo immer möglich, Arbeitsstellen eingespart. Da die Arbeit davon nicht geringer wird, verteilt sie sich nun auf weniger Köpfe. Auf die Gebliebenen wächst der Druck, denn sich beklagen hieße, sich für die nächste Kündigung zu empfehlen. Zynisch daran ist, dass es dem Arbeitgeber egal sein kann, ob er Mitarbeiter zuschanden plagt, denn es gibt ja genug junge Menschen, die nach Jahren unbezahlter Praktika in den Job drängen und zu günstigeren Konditionen dieselbe Arbeit zu tun bereit sind. Die gern angeführte moderne Technik, die den Arbeitnehmer immer erreichbar macht, ist hingegen ein Scheinargument: Handys kann man, entgegen weit verbreiteter Überzeugung, abends oder am Wochenende tatsächlich ausschalten. Trotz all des berechtigten Alarms darf aber eines nicht vergessen werden: Psychische Krankheiten kommen nicht (nur) häufiger vor, sie werden auch häufiger diagnostiziert. Wo früher Bandscheibe, Alkohol oder chronische Magengeschwüre auf dem Rentenbescheid standen, erkennt heute auch der Hausarzt die Depression dahinter.

Erschienen am 05.12.2012

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