Spaßverderber überall — und der Norden entschwebt

Der Begriff Schaumschläger gilt gemeinhin als ein wenig negativ besetzt. Hobbyfotografen, Kinder und Erwachsene, die sich das Kindliche bewahrt haben, dürften am Dienstagabend kurzzeitig anderer Meinung gewesen sein, als ein Spaßvogel mit einer Flasche Spülmittel den Springbrunnen auf dem Luisenplatz zum Überschäumen brachte: Manche knipsten, andere schlitterten und wieder andere lieferten sich eine Schaumschlacht. Nur die Stadtverwaltung zeigte mal wieder keinen Humor, die ollen Spielverderber. Die sagten doch wirklich, dass der Wasseraustausch teuer ist und viel Arbeit macht und schickten den Brunnen vorzeitig in den Winterschlaf. Kann man denn hier nicht mal öffentliches Gut fürs Privatvergnügen missbrauchen, ohne dass gleich wieder einer meckert? Spießig, diese Stadt.

Diese Spießigkeit ist nun nicht neu, Potsdam führt ja auch den zweifelhaften Ruf, Deutschlands einzige Landeshauptstadt ohne Rotlichtviertel zu sein. Und nur die parlamentarische Opposition wendet an dieser Stelle ein, dass Rot-Rot im Stadtschloss genug Rotlichtbestrahlung ergebe. Jedenfalls hatte Potsdam jetzt zumindest einen Mini-Puff im Plattenbau, und gleich gibt es wieder Spaßverderber, die dagegen protestieren, bloß weil sie keine Nacht mehr schlafen können und die Lust der anderen ihnen keine bereitet. Und natürlich macht die spaßbremsende Justiz mit und vertreibt die Damen — quasi durch den Aus-Puff. Die sind allerdings ausge-buff-t und längst in den Schlaatz weitergezogen. Wie man mit dieser Mentalität jedenfalls mehr Touristen in die Stadt bekommen will, bleibt uns schleierhaft: Schaumpartys — nö! Rotlicht — nö! Kinder, so geht’s nicht weiter! Nur von Sanssouci könnt ihr nicht ewig leben. Da hilft auch Steven Spielberg nicht weiter. Der bleibt ein paar Wochen, und zieht von hinnen. Etwas mehr Nachhaltigkeit im Spaßleben der Stadt wäre wirklich wünschenswert.

Bei größeren Projekten die Bürger zu befragen, ist eine sehr gute Idee. Sie sind die Experten vor Ort und haben nicht selten Ideen, auf die Stadtplaner am Schreibtisch nie kämen. Auf Bürgerversammlungen hingegen kann der Beobachter schnell Freund der repräsentativen Demokratie werden. Schwächere Gemüter wünschen sich in diesen Momenten sogar eine Diktatur. Zu theoretisch? Gut: Dass der Verkehr von und nach Norden ein Problem ist, für das bislang niemand eine Lösung hat, ist weidlich bekannt. Dass die Idee des Baudezernenten, den Autofahrern mittels Staus ihr Gefährt so sehr zu verleiden, dass sie freiwillig Rad oder Bus fahren, auch noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann, ebenso. Doch was tun? Eine U-Bahn schlug allen Ernstes jemand auf einer Bürgerversammlung vor, und als man ihm erklärte, dass das wohl etwas teuer würde, schwenkte er auf Schwebebahn um. Wir meinen: Warum nicht gleich den Transrapid, von dem hat man lange nichts gehört. Und Großtrappenvorkommen zwischen Potsdam und Golm sind bislang auch nicht bekannt.

Aus der selben Feder stammt auch die Idee, in Golm eine Kita zu errichten, um einen sonst von Überbauung bedrohten Bolzplatz zu retten. Das ist eine wunderschöne Logik. Mit ihr könnte man auch eine Hauptfeuerwache in Golm bauen, um den Löschteich nicht austrocknen zu lassen. Oder einen Springbrunnen, weil noch eine Flasche Spüli übrig ist.

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