Zuviel ist zuviel

Jan Bosschaart über eine Erkenntnis, die nur schwer zu verkraften ist

Dass der Mensch das einzige Tier ist, das lachen kann, wissen wir schon seit Aristoteles. Dass er das einzige Tier ist, das lügen kann, wissen wir seit der leidigen Geschichte mit Eva und dem bisschen Apfel. Dass er sich selbst belügt, wissen wir immerhin seit der Psychoanalyse. Dass dies alles Quark ist, wissen wir hingegen erst seit gestern und nur dank jener Potsdamer Forscher, die herausfanden, dass Fische beim Sex lügen. Diese Nachricht verliert auch dadurch nichts von ihrer glaubenserschütternden Brisanz, dass es nur der wenige Zentimeter lange mexikanische Zahnkärpfling ist, der dem etablierten Menschenbild diesen Schlag versetzte: Er neigt dazu, sexuelle Konkurrenten abzulenken, indem er Interesse für ein anderes Weibchen heuchelt. Fällt der Störenfried darauf herein und stellt der anderen nach, gilt des trickreichen Kärpfleins ganzes Streben wieder der ursprünglich Umschwommenen. Schön und gut – dennoch, liebe Forscher: So geht’s nicht weiter! Wir haben es mittlerweile gut verkraftet, dass wir nicht der Mittelpunkt des Universums sind; wir haben ohne großes Murren geschluckt, dass wir vom Affen abstammen, und wir ringen noch immer damit, womöglich keinen freien Willen zu haben. Dass ihr uns nun auch noch das Monopol auf das Lügen beim Sex nehmt, das geht uns dann aber doch einen Flossenschlag zu weit.

Erschienen am 01.08.2008

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