Kienberg entsteht neu

Kleiner Ort weicht dem Flughafen / Baustart für die Umsiedlung

ROTBERG Der siebenjährige Timm steht mitten im Roggenfeld und grübelt angestrengt. „Wenn wir hier wohnen, wohnt die Celina dann dahinten?“ fragt er und streckt seine Hand über den frisch gemähten Weg.

Es ist eben alles noch etwas schwer vorstellbar an diesem Freitagmorgen im Getreide. Doch schon in vier Wochen, wenn der Roggen geerntet ist, rollen hier die Bagger an und erschließen das künftige Wohngebiet Rotberg-Süd. Bereits im Herbst können die ersten zu bauen beginnen, und mit dem Frühling ziehen die schnellsten Kienberger in ihre neuen Häuser ein.

Es ist kein gewöhnlicher erster Spatenstich, den Schönefelds Bürgermeister Udo Haase da absolviert, sondern ein europaweit einmaliges Projekt. Weil die kleine Gemeinde Waltersdorf-Kienberg mit dem Ausbau des Flughafens im kombinierten Lärm von Flugzeugen, Bahn und Autobahn zu versinken drohte, tauschten die meisten Einwohner ihre Grundstücke gegen eine exakt gleich große Parzelle in Rotberg-Süd. Dort entsteht Kienberg nahezu identisch neu: Die sechs Ortsstraßen heißen genau wie in Kienberg, sie sind gleich lang und im gleichen Winkel angeordnet. Und jeder bekommt sein „altes“ Grundstück zurück. Damit die rund 30 Familien, die zum Spatenstich gekommen sind, schon eine erste Vorstellung davon haben, wurden die Straßen kurzerhand aus dem Roggen herausgemäht. Da auch provisorische Schilder angebracht sind, findet Timm sein neues, altes Grundstück schnell.

Weil jedoch ein Grundstück noch kein Haus ist, mussten die Kienberger zusätzlich entschädigt werden. Dank des Engagements der Interessengemeinschaft (IG) um Andrea Jacker und Veronika Protz gelang es, die Lärmverursacher Bahn AG, Flughafen und Autobahnamt dazu zu bewegen, alle Entschädigungsgelder in einen Topf zu tun, aus dem sich die Umsiedler nun bedienen können.

Udo Haase sagte, er sei froh und stolz über das einzigartige Projekt, und lobte die IG sowie Ortsbürgermeisterin Renate Pillat und Stellvertreter Olaf Damm für ihr unermüdliches Engagement. Und Peter Kolb, Geschäftsführer der für die Erschließung zuständigen Projekta EG, lobt die „wunderschöne Lage“ des neuen Wohngebiets. Er versprach eine schnelle Erschließung. Auf dass Timm ab Frühjahr nicht lange knobeln muss, wenn er zu Celina möchte.

Erschienen am 02.06.2007

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