WAS BLEIBT: Hotz Potz!
Dass Verkehrsplaner zu den sympathischsten Exegeten einer verständlichen, klaren deutschen Sprache gehören, ist spätestens seit dem Moment bekannt, als der erste unter ihnen auf die ruhmreiche Idee kam, die schlichte, unmissverständliche und jedermann bekannte Ampel als „farblich differenzierte Lichtsignalanlage“ zu betiteln. Schwups hatte er aus zwei handlichen Silben und einer klaren Ansage 13 den Selbstwert und den Expertenstatus vermeintlich enorm hebende Silben gemacht, die außerhalb seines Büros kein Aas mehr verstand. Da aber auch Verkehrsplaner sprechfaul sind, wurde daraus flugs die „FDLSA“, die nun wiederum nur noch über fünf Silben verfügt, dafür aber selbst den größten Ratefuchs unter den freiwilligen wie unfreiwilligen Verkehrsplanerzuhörern (vulgo: Bauausschussmitglieder und Journalisten) vor unüberwindliche Rätsel stellt. Darüber, dass unter Verkehrsplanern jede Wiese eine Grünfläche, jede Baumreihe ein Grünzug und jeder Feldweg eine Zuwegung ist, reden wir ja schon gar nicht mehr. Auch nicht über den Unsinn des Begriffes – Verzeihung: der Begrifflichkeit – „Ortsverbindungsstraße“ – als ob eine Straße je etwas anderes getan hätte, als Orte zu verbinden. Aber auch die Straße heißt ja nicht Straße, sondern Verkehrsraum – immerhin eine Silbe gewonnen, und ein Abstraktionsniveau erklommen. Soweit, so gut. Nun ist aber bekanntlich das Bessere der natürliche Feind des Guten, und so kam ein optimierungswütiger Verkehrsplaner auf die Idee, man könne ja mit der Zeit gehen und auch noch ein paar Anglizismen in die Verkehrsplanersprachsoße rühren, auf dass jedes Restrisiko gemildert werde, dass doch jemand unter den Zuhörern noch folgen kann. Im als Berufsgeheimnis behandelten und daher öffentlich kaum bekannten Verkehrsplanersprachverhunzungshandbuch steht unter dem Stichpunkt „Ausführungsbestimmungen“ dann noch, dass ebenjene Anglizismen möglichst deutsch ausgesprochen werden sollen, dschast in käs, dass jemand sonst verstünde. Und so ward dann am Dienstagabend bekannt, dass, wer bei rasch Aua an einem der Hotz Potz im Schdobbäntgoh steht, keine guten Karten hat. Alles klar? Nein? Also: In der Rush-Hour (Feierabendverkehr) an den Hot Spots (Brennpunkten) kann’s schon mal nur ruckweise vorangehen (Stop-and-go). Das hätte leider jeder verstanden. So aber war’s perfekt. Warum das so sein muss, hat ja der Baubeigeordnete erst letzte Woche eindrücklich belegt, als er auf einer Pressekonferenz Klartext sprach: Bums, Disziplinarverfahren. Hätte er das Minuswachstum in der Zuwendungsausstattung für die Instandhaltung des kommunalen Verkehrsraumvermögens thematisiert, es hätte niemand „Skandal!“ geschrien. Denn für Skandale muss man wach sein.
Erschienen am 23.02.2012