Sargnagel

Jan Bosschaart über ein völlig verfehltes Ladenschlussgesetz und seine Folgen

Es ist ein sehr kundenunfreundliches Ladenschlussgesetz, das 2010 auf Druck von Kirchen und Gewerkschaften zustande kam. Ladenöffnungen am Sonntag sind dort als absolute Ausnahme definiert – angeblich, um Verkäufer zu schützen. Dieses Scheinargument war von Beginn an nicht sonderlich überzeugend – Ärzte, Feuerwehrleute, Journalisten, Piloten und Busfahrer müssen ja auch am Wochenende arbeiten, Selbstständige sowieso. Letztlich wird mit den straffen Regelungen weniger die Profitgier der Wirtschaft gebändigt, als der Arbeitsmarkt geschädigt: Viele Geschäfte, die sonntags geöffnet hatten, mussten Angestellte entlassen. In schwächelnden Arealen wie dem Holländischen Viertel ist das Gesetz gar zum Sargnagel geworden: Wenn die halblegale Sonntagsöffnung der seidene Faden war, an dem der Geschäftserfolg hing, wird das Verbot zum geschäftlichen Todesurteil. Nicht nur, dass selbst der willige Käufer den von der Politik immer wieder geforderten Konsum an den einzigen arbeitsfreien Tagen nun gar nicht mehr leisten kann – es ist auch äußerst fraglich, ob all die arbeitslosen Verkäufer und insolventen Einzelhändler künftig den nun freien Sonntag dazu nutzen, mal wieder in die Kirche zu gehen. Oder der Gewerkschaft beizutreten.

Erschienen am 25.02.2011

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