Eine noch unentdeckte Welt

Einladung: Madagaskar hofft auf deutsche Besucher: Auf der Insel und in der Botschaft

Die Falkenseer sind stolz auf „ihre“ madagassische Botschaft. An diesem Wochenende dürfen sie einen Blick hinter die Mauern werfen. Anlässe dafür gibt es viele.

FALKENSEE Die Frage kam ganz beiläufig: „Mensch, Werner, du warst schon mal auf Madagaskar?“ Werner schaut irritiert auf seinen Begleiter, der vor einer Infotafel zur Tierwelt der Insel steht. „Nee, wieso?“ „Na da ist doch ein Foto von dir!“ Der Mann tippt auf die wenig schmeichelhafte Aufnahme eines Feuchtnasenaffen, der mit seinen großen Lemurenaugen etwas verschreckt in die Kamera blinzelt. Der Humor dieses Späßchens erschließt sich Werner nicht, und nein, Werner war wirklich noch nicht auf Madagaskar. Das ist nicht nur schade für ihn, sondern auch schade für die Insel, deren paradiesische Landschaft bislang nur von wenigen Touristen besichtigt wurde. Dem abzuhelfen, hat die madegassische Botschaft in Falkensee gestern und heute ihre Türen weit geöffnet. Das Land kann Touristen gut gebrauchen: es ist noch immer bitterarm, es zählt zu den zehn ärmsten Ländern der Erde. Gerade die Deutschen mit ihrer Naturliebe wären da hochwillkommen, sagt Fidy Raharimanana von der Entwicklungsgesellschaft Harson, der an diesen Tagen die Besucherfragen beantwortet. Die viertgrößte Insel der Welt hat auf 600 000 Quadratkilometern vom zentralen Hochplateau über 1600 Kilometer Küstenlinie, Reste tropischer Regenwälder, dicht besiedelte Städte und feuchte wie trockene Savannen einen immensen Landschaftsreichtum zu bieten.

Den Massentourismus suchen die Madagassen trotzdem nicht, denn das sensible Ökosystem – wegen der frühen Abspaltung von Afrika und Indien hat Madagaskar als Mikrokontinent eine eigene und weltweit einzige Flora und Fauna ausgebildet – würde das nur schwer verkraften. Der aus der Armut geborene Umweltfrevel hat schon jetzt den Bestand tropischer Regenwälder auf vier Prozent der ursprünglichen Fläche schrumpfen lassen, viele einzigartige Tier- und Pflanzenarten sind ausgestorben. Nicht nur wegen der Umwelt- und Naturschutzkompetenz sucht Präsident Marc Ravalomanana einen engen Kontakt zu Deutschland, wie Fidy Raharimanana betont: Die Verbindung beider Länder hat auch eine lange Tradition. Vor 125 Jahren schlossen Kaiser Wilhelm I. und die madagassische Königin einen Freundschaftsvertrag, dessen Jubiläum am Donnerstag gefeiert wurde, zusammen mit dem Tag des Endes der französischen Kolonialherrschaft vor 48 Jahren. Genug Gründe also zum Feiern und um die Tore zu öffnen. Der Besucherstrom gestern war schwach, aber stetig. „Wir haben auch nicht damit gerechnet, überrannt zu werden“, sagt Fidy Raharimanana mit einem Augenzwinkern, war aber ob des kontinuierlichen Kommens und Gehens der Falkenseer sehr zufrieden. Die meisten Besucher kamen zu Fuß aus der Nachbarschaft und wollten die Gelegenheit nutzen, mal hinter die Mauern und den hohen Eisenzaun zu blicken. Beim Geruch der Vanilleschoten (Madaskar ist der weltweit größte Produzent), des Kaffees und der Schokolade und beim Schwärmen über die Schönheit der Natur bekamen nicht wenige Lust, den „achten Kontinent“ zu besuchen. Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass auch Werner wirklich noch nach Madagasgar kommt – Feuchtnasenaffen hin oder her.

Erschienen am 28.06.2008

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