Eine halbe grüne Woche

Landwirtschaft: Etwa 10 000 Besucher stürmten am ersten Tag die Brandenburgische Landesschau

Bis einschließlich Sonntag lädt die Brala zur Leistungsschau der märkischen Bauern ein. Mit dem gestrigen Auftakt startete sie verheißungsvoll.

PAAREN IM GLIEN Lina fand’s „’n bisschen öde“. In ihren weißen Reiterhosen und mit einer Cola in der Hand lehnte sie am Infostand. Mit dieser Einschätzung dürfte Lina unter den etwa 10 000 Besuchern am Eröffnungstag die Ausnahme gewesen sein. Aber sie litt auch unter zwei erschwerenden Bedingungen: Sie war von ihrem Gestüt abkommandiert, um Besucherfragen zu beantworten, und sie ist erst 15: „Ich interessiere mich vor allem für Jungs. Und für Pferde“, erklärte sie, halb entschuldigend. Zumindest an Pferden mangelte es auf der Brandenburgischen Landesschau (Brala) jedenfalls nicht – so wenig wie an anderem Getier.

Das begann gleich hinter dem Eingang mit dem Ferkelstreicheln beim Schweinezüchterverband und setzte sich im Zelt der Pferdezüchter, wo Lina lümmelte, nahtlos fort. Noch ein Zelt weiter, bei den Schweinezüchtern, ging es um Leistungsgenetik, große Gesäuge, Lebenstagzunahme, Muskelfleischanteil und Eber, deren Waschbrettbäuche gepriesen wurden. Wäre nicht ab und an eine Sau ausgebüxt und hätte mit Besucherhilfe und durch schnell mit Sitzbänken gebaute Gänge eingefangen werden müssen, man hätte glauben können, es ginge um Objekte.

Auf der Freifläche fuhren derweil Traktoren und andere Landmaschinen im Kreis, während der Moderator dem staunenden Publikum alles über Baujahre, Motorisierung und Einsatzzweck erzählte. Die Besucher standen dicht an dicht und fotografierten.

Bei den Schafzüchtern ließen sich die Brala-Gäste über die Unterschiede zwischen Skudde, Quessant- und Steinschaf aufklären und vertieften die soeben gewonnenen Erkenntnisse beim Beschauen und Probestreicheln der Rassen. Das Zelt war der vermutlich einzige Ort auf dem MAFZ-Gelände, wo sich jeder ungestraft anblöken ließ. Vor allem die Kinder hatten hier ihren Spaß – der vierjährige Justin ließ sich gar auf einen Wettstreit ein und blökte mit einem Lämmchen um die Wette.

Welchen Weg die Milch von der Kuh bis in den Joghurtbecher nimmt, ließ sich in der Milchhalle minutiös verfolgen: Von der Schwarzgefleckten über das Milchlabor bis zur Aufbereitung, Verpackung und dem Verkauf waren alle Stationen dort. Gleich am Eingang warb eine Kuh per Transparent für einen fairen Milchpreis: 40 Cent sollen es sein, forderte sie im Namen der Bauern.

Auf fairen Umgang dürfen künftig auch Legehennen hoffen: Ab Ende 2009 ist die Käfighaltung verboten. Landkost-Ei aus Bestensee feierte das mit einem Plakat und zeigte, welche Käfige dann überflüssig werden – und wie die neue Haltung aussieht. Dennoch reichlich beengt fühlten sich die Küken, die in der Geflügelhalle zum Streichelangriff der Kinder freigegeben waren. Letztere waren von der Möglichkeit, die flauschigen-gelben piepsenden Knäule zu schmusen, sehr angetan. Erstere eher weniger.
Doch sogar für Lina fand der erste, ereignisreiche Brala-Tag noch ein gutes Ende: Am Nachmittag stand sie mit einem jungen Herrn am Infostand – ebenfalls ein Reiter.

Erschienen am 02.05.2008

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