Heulen und Wehklagen

Jan Bosschaart über die vermutlich letzte Zumutung dieses Winters

Da wird sich nun bald erheben ein gewaltiges Wehklagen an den Stammtischen und an den aufgeplatzten Straßen, und das Volk Potsdams wird sagen: Siehe, da hat nun diese Stadt den Winterdienst vernachlässigt und die Glätte am Ende auch noch mit schnödem Splitte bekämpft, und nun sollen auch noch wir, die wir unter diesen Mängeln gelitten, zum Besen greifen, und die Malaise, die von uns nicht verursacht, nicht nur bezahlen, sondern mit der eigenen Muskelkraft beseitigen helfen. Doch all der biblische Zorn ist vergebens: Der Winter war nun einmal, wie er war, und was am Winterdienst nicht funktionierte, will die Stadt in einer neuen Ausschreibung korrigieren. Was bleibt, sind außer einer Menge teurer Erfahrungen über die Physik schwerer Körper auf Eis und gut gefüllten Leserbriefspalten die Überreste von Silvester und von Streubemühungen aus einer Zeit, da das Salz zu Ende war. Diese Reste können die Stadtentsorger zwar aufsaugen, wegwischen und an den Rand fegen, ohne den beherzten Einsatz der Anlieger an Besen und Schaufel werden sie aber nicht zu beseitigen sein. Immerhin dürfte es die letzte Investition an Muskelkraft im Kampf gegen den Winter werden. Und gegen angestaute Wut hilft sportliche Betätigung bekanntlich auch. Ganz im Ernst.

Erschienen am 27.02.2010

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