Gleichgestellt
Jan Bosschaart über Girls, Boys und die Zukunft des Zukunftstages
Das war ja zu erwarten: Wenn alles durchgegendert ist, sucht sich der Gleichstellungswahn ein neues Opfer und irgendjemand merkt, dass nun ja die Jungs benachteiligt seien, wenn Mädchen so gefördert werden. In Berlin hat es jetzt unser aller Bundesfamilienministerin geahnt und ausgerufen, zum jährlichen „Girls Day“ zur Förderung des Berufseinstiegs von Mädchen in Männerberufe, soll künftig gleichberechtigt auch ein „Boys Day“ gestellt werden. Schließlich drängen sicher genau so viele Jungen ins Krankenschwestern- und Grundschulfach, wie Mädchen die Piloten- und Hufschmiedkarriere vorenthalten wird. Brandenburg ist da schon seit längerem weiter – dank Ostsozialisation? –, denn hier heißt der „Girls Day“ seit einiger Zeit „Zukunftstag“ und richtet sich ausdrücklich an Mädchen und Jungen. Und das nicht nur auf dem Papier: Die Hochschule für Film und Fernsehen in Babelsberg hatte gestern Mitleid mit dem phantasie- und gefühllosen Geschlecht und ließ zum Schauspielworkshop nur Jungen zu. Für den entsprechenden Studiengang der HFF bewerben sich nämlich fast nur Frauen. Die mussten hingegen mit den harten Fächern Sounddesign vorlieb nehmen und rostige Ölfässer vor Maschinengewehren in die Luft stemmen. Es lebe die Gleichstellung!
Erschienen am 23.04.2010