Mit dem Hintern zur Wand

Dass wir uns für eine gute Zeitung den Hintern aufreißen, steht außer Frage. Bisher galt das aber als Synonym für „alles geben”. Gestern nun galt es wörtlich, und es war ein klein wenig peinlich: Mit einem unangenehmen „Krzzzzt” kündete die Jeans des Autors von ihrem vorzeitigen Ableben — genau an jener Hosenstelle, wo Journalisten im ständigen Wechsel zwischen Vor-Ort-Recherche und Schreiben am PC dieselbe am stärksten belasten: über dem Gesäß. Ein unfreiwilliger Gang in die Stadt zwecks Ersatzbeschaffung war die Folge, um nicht Opfer innerredaktionellen Gespötts zu werden. Nun ließe sich das als statistische Wahrscheinlichkeit abtun — wer die meiste Zeit des Tages auf der Arbeit verbringt, dem reißt auch dort die Hose — doch handelte es sich bereits um den zweiten Vorfall dieser Art. Der erste war schlimmer. Damals erscholl das „Krzzzt” auf einem piekfeinen Termin mit lauter Anzugträgern. Einzig der Umstand, dass es Winter war, rettete vor größerer Peinlichkeit, denn nach dem Aufstehen galt es nur, bis zur Garderobe zu gelangen, wo der kaschierende Mantel hing. Dass die Strecke mit dem Hintern zur Wand überwunden werden musste, ließ sich seelisch aber schwer verwinden. Mit dem Rücken zur Wand, das ist nun wirklich nicht unsere Haltung.

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