Sie wäre besser begraben geblieben

Film: „Die Mumie – Das Grabmal des Drachenkaisers“

POTSDAM Sie erwecken mal wieder eine Mumie, und natürlich wieder aus Versehen. Eigentlich hatten sich Rick O’Connell (Brendan Fraser) und seine Frau Evelyn (Maria Bello) längst aus dem Grabräuber-Geschäft ins Rentnerdasein zurückgezogen: Er versucht sich – gewohnt tölpelhaft – im Angeln, sie liest vor hingerissenen Frauenkreisen aus „Mumie“ 1 und 2 vor. Soviel Ruheständlerromantik ist dann doch zuviel des Guten, begeistert nehmen die O’Connells den Auftrag an, ein Artefakt nach China zu überführen, und die Dinge ihren üblichen Lauf – Mumienerweckung, actionreiche Hatz um den Globus, Weltrettung.
Es sind die selben Zutaten wie schon in den ersten beiden Teilen, die selben Figuren, die selben Darsteller – lediglich Rachel Weisz wollte die Evelyn kein drittes Mal spielen – und es ist das selbe Rezept wie schon in den Filmen von 1999 und 2001. Nur dass es diesmal eine chinesische Mumie ist, die des Drachenkaisers Qin, der vor 2000 Jahren die chinesische Mauer errichten ließ und sich mit seiner 10 000 Mann starken Terrakotta-Armee begraben ließ.
Dass das Gericht diesmal dennoch partout nicht schmecken will, liegt daran, dass nicht alles ehemals Lebendige wiederholt ausgegraben werden sollte. Diese Lektion lernen die Protagonisten der „Mumie“ jedes Mal aufs neue, und sie gilt auch für Filme. Können die O’Connells für ihr Tun zumindest Unabsichtlichkeit geltend machen, standen den Produzenten der „Mumie“ offenbar die Dollarzeichen in den Augen: Die ersten beiden Teile spielten 850 Millionen ein.
Also taten sie, was sie immer tun, wenn eine etablierte Marke bis aufs Letzte gemolken werden soll: Sie drehten alles noch ein Stückchen weiter. Brendan Fraser gibt sich noch tolpatschiger und grimassiert auf Jim-Carey-Niveau; sein listiger Bruder Jonathan (John Hannah) mimt den weinerlichen, hysterischen Meckerer noch penetranter, aber dafür ohne Charme, und Jet Li strebt als wütend wiedererweckter Drachenkaiser nach nichts weniger als ewigem Leben und unbegrenzter Macht. Das gab es irgendwie alles schon, nur besser. Man sehnt sich unversehens nach der beklemmden Düsternis des untoten Pharos Imhotep in den ersten beiden Teilen, gespielt von Arnold Vosloo.
Es ist der Fluch der Fortsetzung: Noch mehr Slapstick, brennende Hintern, explodierende Straßenbahnen, Pferde ohne Kopf. Es gibt wieder einen verrückten Piloten, einen völlig aufgesetzten Familienkonflikt und ein überzuckertes Ende. Im Bestreben, nur ja keine Langeweile aufkommen zu lassen, wurde immer noch einer draufgesetzt, noch mehr in den Film gequetscht. Nebensächlichkeiten wie eine schlüssige Story oder gar Atmosphäre bleiben da unter einem Haufen von nicht zündenden Effekte und vorhersehbaren, lahmen Gags begraben.
Technisch lässt sich der „Mumie“ nichts vorwerfen: Atemberaubende Landschaften, die neuesten digitalen Effekte, schnelle Schnitte, die packende Musik sind auf der Höhe der Zeit – lediglich der Yeti, der auch nicht fehlen durfte, ist etwas sehr künstlich geraten. Nur: Effekte allein tragen keinen Film.
Man wünscht den O’Connells am Ende doch sehr, dass sie es mit ihrem Ruhestand diesmal ernst meinen und ihr Sohn Alex (Luke Ford) nicht in die elterlichen Fußstapfen tritt, damit dem Kinogänger eine weitere seelenlose Fortsetzung dieser Art erspart bleibt. Oscar-Preisträgerin Rachel Weisz hatte offenbar den richtigen Riecher, als sie das lukrative Angebot ausschlug.

Erschienen am 09.08.2008

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