Am Markt vorbei

Jan Bosschaart über dringend nötige Innovationen im Obst- und Gemüsehandel

Die Probleme der Menschheit lassen sich nicht in einer einzigen, großen Geste lösen. Es gilt, klein anzufangen, sich mit Trippelschritten zu begnügen und zu hoffen, dass es sich am Ende zu einer besseren Welt fügt. Das hat endlich auch der Einzelhandel verstanden: Eine britische Supermarktkette bietet seit kurzem eine Orangen-Art an, die leichter zu schälen ist. In rund 35 Sekunden sei die Spezialzüchtung ihrer Hüllen entrissen, teilt das Unternehmen mit und hofft, der seit Jahren rückläufige Absatz bei Zitrusfrüchten erhole sich nun. Offenbar ist der Brite schälfaul geworden. Die Idee kann nur ein erster Schritt sein – hier tun sich weite, noch unbeackerte Felder auf. Wann kommt endlich der erste Maiskolben, der, wenn man eine Reihe abgenagt hat, mit sanftem „Pling!“, der Schreibmaschine gleich, sich von selbst zum Anfang der nächsten Reihe schiebt? Wann jene mit Fliegengenom gekreuzte Wassermelone, deren Kerne sich beim Aufschneiden selbst entfernen? Dass es immer erst in der Auslage gammeln muss, bevor auch der Handel begreift, dass Mutter Natur völlig am Markt vorbeiproduziert.

Erschienen am 22.08.2008

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