Weitsicht und Vernunft

Jan Bosschaart über den Stellenabbau im Brandenburger Strafvollzug

Sie haben ja recht, die Vollzugsbediensteten: Es ist nicht eben einleuchtend, wenn allenthalben über Kriminalität und schärferen Vollzug debattiert wird, zugleich aber viele Mitarbeiter aus den Haftanstalten entlassen werden. Wo Fordern und Handeln so auseinanderklaffen, kann der Ruf nach harten Strafen von seinem eigenen Echo übertönt werden, wie Hessens Ministerpräsident Koch dieser Tage gerade lernt. In der Justiz sparen, aber mehr von ihr verlangen, passt nicht zusammen. Doch die naheliegende Politikerschelte trifft zumindest in der Mark auch nicht den Kern der Sache: Die Ministerien müssen eben sparen, und angesichts leidlich guter Verhältnisse in den Haftanstalten – relativ viel Personal, relativ wenige Insassen – setzt die CDU-Ministerin eben dort den Rotstift an. Dass sie den Jugendvollzug verschont, ja sogar ein wenig mit Personal päppelt, spricht für Sensibilität und Weitsicht: Als das Jugendstrafvollzugsgesetz im Dezember den Landtag passierte, war der hessische Wahlkampf noch kein Spitzenthema. Dass Beate Blechinger statt mehr Schließern ausschließlich Psychologen und Pädagogen zur Aufstockung des Personals heranzieht, zeigt zudem, dass hier auch Sachlichkeit und Vernunft walten können – trotz Wahlkampfs ihrer Partei in Hessen.

Erschienen am 22.01.2008

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