Verbissen und kannibalisiert

Kein Wortspiel gibt es vermutlich, das über die Beißattacke von Uruguays Stürmer bei der Fußball-WM gegen einen italienischen Abwehrspieler noch nicht gemacht wurde: Von „Biss ins Achtelfinale” über „Uruguay beißt sich durch” bis „Italien wurden Punkte kannibalisiert” ist alles durchgekalauert. Auf sportlicher Ebene. Auf lokaler noch nicht.

Architekten der Biosphäre klagten am Montag, der ehemalige Oberbürgermeister Platzeck hätte sich dereinst so in das Gebäude verbissen, dass er jeden verfrühstückte, der auch nur einen Abriss prüfen ließe. Platzecks Nachfolger Jakobs, der genau das gerade tut, schnappte zurück, auch ein OB Platzeck müsste, säße er noch am Tisch, mit dem Geld haushalten, damit in der Stadtkasse was zum Beißen bleibt für künftige Generationen.

Und Beißen und Küssen, das liegt manchmal nicht weit auseinander, auch außerhalb von Vampirfilmen. Wie Piranha-Schwärme versuchten die Verkehrsunternehmen Havelbus (Umland) und ViP (Stadt) in den letzten Jahren, gegenseitig ein „Bisschen” an den Routen zu knabbern — bis Potsdam sagte, man könne doch auch eine Fusion anstreben und dann gemeinsam die Ticketeinnahmen und Fördermittel verzehren, auf dass mehr für alle bliebe. Im Land wollte man diesen Vorschlag nicht ohne Weiteres schlucken, aber zwei Busfahrer haben die Melange diese Woche mal im Kleinen durchgespielt: Ein Havelbus „knutschte” einen ViP-Bus. Angesichts eines Sachschadens von 1500 Euro ist es dennoch keine Werbung für eine kostensparende Fusion.

England, Spanien, Italien und Portugal wurden auf der WM sehr herbe überrascht. Von derselben kalt erwischt zeigte sich indes der städtische Entsorgungsbetrieb. An dessen öffentlichen Glascontainern stapeln sich nämlich komischerweise seit dem 13. Juni leere Sekt-, Bier- und Alkopopflaschen. Die Kapazität genügt nicht, und der ordnungsliebende Potsdamer stellt die Behältnisse seines verflüssigten Patriotismusschubs immerhin ordnungsgemäß davor ab. „Bisher haben die Entleerungsintervalle immer völlig ausgereicht”, wunderte sich der Betrieb. Gut, ist auch schwer, zu merken, dass WM ist. Spricht ja niemand drüber, gibt keine Werbung damit und die Medien ignorieren sie auch.

Nicht unclever hat sich unser Tester diese Woche beim Klausberg-Wein begrifflich aus der Affäre gezogen: „Fruchtig” sei der Wein, „trocken” und „spritzig”. Auch ohne ihn selbst am Gaumen gehabt zu haben, darf man aufgrund der Lage des Berges und des hiesigen Klimas indes davon ausgehen, dass dies nur beschönigende Worte waren für das, was auch eine Glosse ausmacht: Er ist bissig. Also der Wein, nicht der Tester.

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