Beiläufig gefragt
Jan Bosschaart über das Ritual der politischen motivierten Blumengabe am Frauentag
Das Verschenken von Blumen am 8. März in Fußgängerzonen und Frauentreffs ist eine höchst dankbare Angelegenheit für alle Beteiligten: Für den schenkenden Politiker, weil er als wertschätzender, frauenverstehender und sozial engagierter Mensch in die Objektive von Presse und Fernsehen lächeln darf, und für die Beschenkten ohnehin. Dass all die Rosen dabei durchaus ein klein wenig vergiftet sind, mag den Beschenkten vor Überraschung und Freude dabei nur ganz dunkel am Rande des Bewusstseins dämmern. Andernfalls ließe sich die Entgegennahme der Rose nämlich auch ganz beiläufig mit der Frage kombinieren, was der Schenker denn seit dem letzten 8. März in seinen politischen Ämtern so alles unternommen habe, um die Lohn- und Chancengleichheit zu befördern; ob und wie er sich für bessere Kinderbetreuung einsetze und mit welchen Methoden und unter Zurücklassung welcher Frauen er eigentich in sein Amt gelangte. Das könnte natürlich dazu führen, dass der erstmal in sich ginge oder gar im kommenden Jahr beleidigt zuhause bliebe. Ein Schaden muss das nicht sein. So ein Röschen mag ja ganz nett sein, aber eher, wenn es als Sahnehäubchen zur Gleichstellung kommt. Nicht stattdessen.
Erschienen am 09.03.2009