Rakkatakka und Dandan

„Van Canto“ mit neuem Album

BERLIN – Da ist er konservativ und ein klein wenig intolerant, der Metal-Fan: „Ihr seid kein Metal. Ihr habt keine Gitarren. Ihr seid Schwuchteln“, schrieb da einer der Band Van Canto ins Internet-Gästebuch. Solch Zuwendung muss aushalten, wer auf die Idee kommt, Heavy Metal als A-cappella-Gesang auf die Bühne zu bringen. Van Canto halten’s aus: „Na endlich sagt’s mal einer“, lautete die Antwort.

Das ungewöhnlichste Heavy-Metal-Projekt nach den finnischen Cello-Rockern von Apokalyptika, kommt aus Deutschland und setzt auf die Kraft der Stimmen – und einen Drummer. Sogar Gitarrenriffs bekommen die vier Herren und eine Dame hin, in dem sie ihr Mikro an den E-Gitarren-Verstärker anschließen. Dennis Schunke und Inga Scharf singen die Melodielinien, die anderen sind für das verantwortlich, was sie Rakkatakka-Töne und tiefe Dandans nennen. Das klingt nicht nur wild, das funktioniert überraschend gut. Van Cantos erstes Album klang so frisch und kraftvoll, dass die Fans sich überrascht die langen Haare aus dem Gesicht strichen, um die Ohren freizulegen. Seit kurzem liegt mit „Hero“ (SonyBMG) das zweite Album vor, heute spielen Van Canto, für die selbst ein einstündiges Konzert Schwerstarbeit bedeutet, in Berlin. Die Arrangements der Stimmen sind diesmal vielfältiger und ausgefeilter, mangelnde Songideen wurden geschickt mit Coverversionen kaschiert: Nach Metallica („Battery“) beim ersten Album ehren „Van Canto“ diesmal Iron Maiden, Manowar, Blind Guardian und Nightwish. Das klingt alles ganz nett und noch immer leidlich frisch, ist aber von der hymnischen, triumphierenden Kraft des ersten Albums dennoch meilenweit entfernt. Bestenfalls das vielstimmige „Fear of the Dark“ mag noch an den Erstling erinnern, in den meisten anderen Stücken wurde die Stimmkraft der fünf Sänger totarrangiert.

Erschienen am 08.04.2009

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